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Covid19 Hintergrund-Infos

ab März 2020

 

 

 

Informationen und Hintergründe zu Covid19

 

In der Allgemeinmedizin sind wir Ärzt*innen es gewohnt, Messwerte, statistische Darstellungen und medizinische Interventionen kritisch zu hinterfragen und auf ihre Evidenz (d.h. wissenschaftliche Überprüfbarkeit) zu untersuchen. Die Auseinandersetzung mit den Darstellungen wird dabei umso intensiver, je mehr unerwünschte Wirkungen durch eine Maßnahme zu erwarten ist. Zudem bemühen wir uns als Allgemeinmediziner*innen um ganzheitliches Denken: weder das isolierte Betrachten eines bestimmten Laborwerts noch eines einzelnen Symptoms sind ausschlaggebend sondern der Mensch in seiner körperlich-psycho-sozialen Ganzheit im Rahmen der gesellschaftlichen Verhältnisse steht im Mittelpunkt. Ziel einer jeden Behandlung ist für uns ein selbstbestimmtes Leben in größtmöglicher Freiheit und Verbundenheit mit möglichst wenig körperlichen Einschränkungen, Stress und negativen Emotionen.

 

Durch die Art der Corona-Berichterstattung in den meisten Medien und die Veröffentlichung von Zahlen ohne Vergleich (Anstieg der Infektionszahlen ohne Vergleich mit Anstieg der durchgeführten Testungen/ "Corona-Tote" statt Aussage: "Verstorbene die positiv auf Corona getest wurden"/ kein Vergleich mit Zahlen vorangegangener Grippeepidemien) wurde bei vielen Menschen, so auch bei einer Vielzahl unserer Patient*innen, anfangs starke Ängste und massive Verunsicherung ausgelöst. Dagegen wurden in den Medien und von den offiziellen Stellen fast keine differenzierenden wissenschaftlichen Meinungen und vergleichenden Zahlen veröffentlicht. Im Gegenteil: statt wissenschaftlicher Auseinandersetzung fand oft Ausgrenzung und Diffamierung in Bezug auf andere Sichtweisen statt. In der Zwischenzeit berichten einige Medien aber schon deutlich mehr über alternative oder kritische Stellungnahmen und Untersuchungen von Wissenschaftlern .

 

Um unnötige Ängste abzubauen haben wir uns daher im Februar 20 entschlossen auch wissenschaftlichen Beurteilungen der Corona-Pandemie abseits des Mainstreams auf unsere Webseite Raum zu geben. Das heisst nicht, das wir diese Einschätzungen uneingeschränkt teilen, sondern dass wir jedem die Gelegenheit geben wollen, sich selbst ein Bild zu machen. Dies halten wir in einer pluralistischen Demokratie für selbstverständlich.

 

Und natürlich gibt es auch in unserem Team unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen zur Gefährlichkeit von CoVid19 und den getroffenen Massnahmen. Wir diskutieren diese ständig miteinander in Respekt. Dabei misstrauen wir einfachen Antworten und der sogenannten "Alternativlosigkeit" von getroffenen Massnahmen. Grundsätzlich begrüssen wir jede Form von solidarischem Verhalten, das andere wirklich schützt oder ihnen hilft. In unserer Praxis sind wir uns zudem in der Einschätzung einig, dass die derzeitigen, längerfristigen Einschränkungen von Freiheitsgrundrechten nicht angemessen und verhältnismäßig sind und den Menschen und der Gesellschaft eher schaden als nützen.

 

das praxiskollektiv , 30.4.20


 

Was wir in den mainstream-Medien vermissen:

Differenzierende wissenschaftliche Beurteilungen zu Sars-CoV2 und kritische Analysen der getroffenen Maßnahmen

 

 

März 2020

 

Hinweis vorab:

Wir bedanken uns für das positive Feedback vieler Patient*innen, die uns zumeist zeigen, dass wir mit unseren Informationen zur Beruhigung und Einordnung der vielen Meldungen in den Medien beitragen konnten. Nach Möglichkeit versuchen wir diese Zuschriften auch zu beantworten. Es gab auch Emails und Briefe, in denen wir beschimpft, beleidigt und bedroht wurden. Solche Zuschriften werden wir nicht beantworten

 

Neben der derzeitigen reellen und potentiellen Gefahr durch das Virus SARS-CoV2 sehen wir deutliche Gefahren durch die schnell ergriffenen Maßnahmen. Zwei Aspekte machen uns dabei Sorgen: 

Die potentielle Gefahr führt momentan zur Aushebelung demokratischer Grundregeln, zu fehlender Transparenz wissenschaftlicher, kontroverser Diskussion und zu politischen Ad-hoc-Handlungen. Zum anderen vermissen wir eine dringend notwendige sachliche Diskussion zur Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen.

 

Im Hinblick auf die massiven und autoritären Einschnitte in elementare Freiheits- und Grundrechte, die in vielen Ländern über Nacht umgesetzt wurden, hat der Virus nicht nur enormes Potential, die Gesundheit von vielen Menschen ( insbesondere ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen) zu gefährden, sondern auch Grundlagen unseres zivilisierten Zusammenlebens, lange erkämpfte Freiheitsrechte, Selbstbestimmungsrechte, Minderheitenrechte zu zerstören. 

Wir sind der Meinung, dass aufgeklärte Menschen sehr wohl zu einer Einschätzung der Gefahr und einer Schlussfolgerung für den Umgang damit in der Lage sind. Eine Schwierigkeit dabei ist der große Grad an Ungewissheit, der auch bei Wissenschaftlern besteht. Auch hier geht es nicht nur um die Ungewissheit zum Verlauf der Pandemie, sondern auch um die Ungewissheit bezüglich der Wirkung und Nebenwirkung der erforderlichen Maßnahmen.

Wir halten es allerdings für fatal, unsere Selbstbestimmung im Angesicht dieses Schockrisikos aufzugeben. Das Leben und das Schicksal der Gesellschaft autoritär allein in die Hände von gerade Regierenden und ihren Berater*innen zu legen, ihnen die Deutungshoheit allein zu überlassen, ist sicherlich niemals eine gute Idee.

Auf dieser Sonderseite versuchen wir, Sie/ Euch bei der eigenen Beurteilung zu unterstützen.

 

Hinweis:

Covid19 wird derzeit intensiv beforscht, fast täglich gibt es neue epidemiologische Zahlen, die kritisch eingeordnet werden müssen. Somit sind auch Einschätzungen extrem dynamisch. Mit zunehmend gesicherten Erkenntnissen müssen Hypothesen revidiert werden. Das betrifft bei einer Kontroverse immer beide Seiten.

Mit unseren Mitteln sind wir hier nicht in der Lage, tagesaktuell diesen dynamischen Prozess abzubilden. Wir bemühen uns aber, die Seite möglichst aktuell zu halten.

 

Die Überflutung von Laien mit epidemiologischen Zahlen, die ohne Vergleichszahlen mit dem "Normalen" oft geradezu apokalyptische Visionen entstehen lassen und vor allem Angst und Panik verbreiten wird von uns kritisch gesehen. Die Wortwahl erinnert oft an Kriegsrhetorik.

Viele Medien produzieren zudem Bilder, die ohne nüchterne Einordnung zu einer aufgeheizten und hochemotionalen Stimmung in der Bevölkerung führen.

 

Dazu Ziffer 14 aus dem Deutschen Pressekodex (2017):

“MEDIZIN-BERICHTERSTATTUNG
Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden, die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser erwecken könnte. Forschungsergebnisse, die sich in einem frühen Stadium befinden, sollten nicht als abgeschlossen oder nahezu abgeschlossen dargestellt werden.”

 

Leider kommen in fast allen Medien derzeit überwiegend Wissenschaftler*innen zu Wort, die den Virus als sehr gefährlich einschätzen. Darstellungen des worst-case-Szenarios mit Hochrechnung von Millionen Toten sind omnipräsent. Die Wahrnehmung einer potentiellen viralen Bedrohung ist allgegenwärtig. Konträre, seriöse Meinungen sind kaum wahrnehmbar. Stattdessen blühen, wie bei Weltuntergangsängsten üblich, abstruse Verschwörungstheorien auf und kursieren im Internet.

 

Dass die Möglichkeit eines tödlichen Virus allerdings nicht neu, sondern schon immer allgegenwärtig ist, wird dabei vergessen. Der Fokus auf Covid19 hat einen enormen Rechtfertigungsdruck für kritische Stimmen zur Folge. Der normale Vorgang einer freien, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussion über die richtige Einschätzung findet nicht mehr statt. Die Berichterstattung ist hoch emotionalisiert. Viele Ärzt*innen sind verängstigt, der eingeengte Blick auf eine potentielle Gefahr verändert auch das Denken und Handeln von Mediziner*innen. Angst und Opportunismus geben zu oft den Takt vor.

 

Einschneidende Maßnahmen und Aussetzung elementarer Grundrechte scheinen in dieser Stimmung alternativlos und werden von der Mehrheit nicht nur widerstandslos hingenommen, sondern oft sogar aggressiv gegenüber zweifelnden Mitmenschen durchgesetzt.

 

Hörbare Zwischenrufe sind die Ausnahme. "Wenn man es nicht besser wüsste, ließe sich das Procedere der letzten Tage wie das Drehbuch einer rechtspopulistischen Machtübernahme lesen." (René Schlott)

 

Bei dem Übergewicht von Meldungen und Berichten, die das worst-case-Szenario in den Vordergrund rücken, finden wir es wichtig, auch seriöse konträre Einschätzungen darzustellen. Deshalb versuchen wir, hier einige abweichende Meinungen von Fachleuten und Wissenschaftler*innen, die zur eigenen Meinungsbildung hilfreich sein können und die wir für seriös halten, zugänglich zu machen. Wir schaffen es aber nicht, die Kontroverse hier umfassend zu dokumentieren.

 

 

 

Vergleichszahlen / Was ist normal?

 

Bei der medialen Präsentation von Toten und Totenzahlen ist es wichtig, die Zahlen einordnen zu können. Eine wichtige Frage ist: sind die gezählten Toten, die Covid19-positiv getestet wurden, ein normaler Teil der Toten, die im Durchschnitt und eventuell saisonal verstärkt zu verzeichnen sind?

Es wäre dann durchaus denkbar, dass sich zwar zweifellos ein neuer Virus in der Bevölkerung exponentiell ausgebreitet hat, jedoch ohne die Gesamtsterblichkeit stärker zu beeinflussen wie in anderen Jahren mit Grippewellen.

 

Die Frage der Ursächlichkeit der Übersterblichkeit lässt sich bei massiven Eingriffen in gesellschaftliche Systeme nicht leicht beantworten. Zudem wurde noch nie derartig viele an Atemwegsinfekten erkrankte Menschen mittels PCR auf Coronaviren getestet. Auch ohne diese Fragen zu beantworten kann ein Vergleich der Gesamtsterblichkeit in anderen Wintern helfen, die Besonderheit der Lage einzuschätzen. England ist von der Infektionswelle im europäischen Vergleich sehr stark betroffen. Aus England gibt es zudem gute statistische Zahlen, die einen Vergleich zur aktuellen, von allen als dramatisch empfundenen Lage möglich machen.

 

Auch in anderen Wintern ohne SarsCov2 waren ähnliche Todesraten in England festszustellen. In der Grafik unten ist deutlich zu sehen, dass die Gesamtsterblichkeit (angepasst an die unterschiedliche zeitliche Gesamtbevölkerung) in der Wintersaison 1999/2000 sogar minimal größer war als dieses Jahr. Im Vergleich zur Grippesaison 1999/2000 sind in England derzeit im gleichen Zeitraum um ca. 23.000  Menschen weniger gestorben (Stand: 11.09.2020). 

Interessanterweise nimmt der Anteil der an oder mit SarsCov2 Gestorbenen nach dem Lockdown in England zu, und steigt nach den grossen antirassistischen Demonstrationen, nach der Wiederöffnung der Strände bzw. Pubs nicht an. 

Bisher gibt es keine belastbare Evidenz für die Wirksamkeit der Eindämmungsmassnahmen. Hinweise auch in anderen Ländern deuten eher in eine andere Richtung. Es stellt sich die Frage, ob die getroffenen Eindämmungsaßnahmen dann verhältnismäßig sind oder vielleicht sogar sinnlos, da sie statt präventiv zu wirken, enormen Schaden in vielen Bereichen unseres Lebens anrichten. Diese Frage wird selten diskutiert. Bei der BBC tauchte sie schon zu Beginn der Krise mal kurz als Meldung auf.

 

Auch im Vergleich zum Jahr 2017/2018 zeigen die Zahlen aus England, dass mit dem Auftreten von SarsCov2 lediglich ein leichter Anstieg der Gesamtsterblickeit festzustellen ist. In der untenstehenden Darstellung wird gezeigt, dass die Gesamtzahl der Toten im Verlgiech zu 2017/18 in dieser Saison 4 Wochen früher erreicht wurde. Grafiken, die diese vergleichenden Zusammenhänge zeigen, werden leider in den wichtigen Medien nicht gezeigt. Sie würden die Einschätzung bezüglich SarsCov2 entdramatisieren und könnten so zu einer fundierten Diskussion und besonneneren Reaktion beitragen.

 

 

Zur Abschätzung von Pandemien wurde 2008 das europaweite Projekt EuroMOMO gestartet. Ziel war es, in Echtzeit standardisierte Gesamtmortalität in Europa darzustellen. Ein Update findet wöchentlich statt. Abweichungen auf nationaler Ebene werden ebenfalls in Echtzeit dargestellt. Es werden im Prinzip nur Tote pro Woche gezählt, ohne nach Ursachen aufzuschlüsseln. Das hat den Vorteil, dass anders als bei der Darstellung von Infizierten, Toten mit spezifischen Todesursachen u.ä. weniger Verzerrungen wahrscheinlich sind. Somit werden sehr valide Daten in Bezug auf den wichtigen Endpunkt "Tote" geliefert werden.

Ein temporärer Anstieg der Übersterblichkeit in einer Woche könnte auch durch andere bzw. mehrerere Faktoren beeinflusst sein. Bei der Interpretation der Gesamtsterblichkeit über einen längeren Zeitruam ist zu beachten, dass nicht die Höhe des Ausschlags alleine entscheind für die Gesamtzahl der Toten ist, sondern auch die Dauer (mehrere Wochen mit mittelhohen Ausschlägen können genauso hohe Sterblichkeit darstellen, wie ein großer Ausschlag über wenige Wochen). Die Darstellung lässt also die Gesamtsterblichkeit über einen relevanten Zeitraum nicht gut abschätzen. Für die Ermittlung der Gesamtsterblichkeit über einen definierten Zeitraum (Winter, Atemwegsinfekt-Saison, Jahr) müsste die Fläche unter der Kurve berechnet werden. Beachtet werden muss auch im Hinblick auf Vergleiche mit Zahlen aus der Vergangenheit, dass hier nur rohe Zahlen ohne Bezug auf die Bevölkerungszahl dargestellt werden. Das heisst, dass die absolute Höhe einer Zacke alleine ohne Bezugsgröße dann immer weniger aussagekräftiger wird, je mehr sich die Bezugsgröße verändert hat. Einfach ausgedrückt: 100 Tote in einer Woche bezogen auf 100.000 Einwohner*innen sind dramatischer als 190 Tote in einer Woche auf 200.000 Eomwohner*innen.

 

Leider stehen zum Vergleich nur die Winter bis zum Jahre 2016 zur Verfügung, so dass höhere Ausschläge über einen längeren Zeitraum wie z.B. 1999/2000 unter anderem in England nicht sichtbar und damit nicht vergleichbar gemacht werden.

Im März 2020 inmitten der Berichterstattung über SarsCov2 wurde die Inernetpräsenz von Euromomo komplett überarbeitet. Leider ist der gesamteuropäische Vergleich jetzt sogar nur noch ab Woche 9/2017 möglich. Mit dem Relaunch wurden zudem kumulative Grafiken eingeführt, die am 1. Januar beginnen und so einen Vergleich der Wellen, die in den Wintermonaten unterschiedlich auftreten, nicht mehr ermöglichen.

 

Die Grafiken zur wöchentlichen Übersterblichkeit zeigen jedoch, dass saisonale Ausschläge wie 2020 auch in der Vergangenheit zu beobachten waren, wenn auch weniger hoch wie die letzten vier Jahre. In der Grippesaison 2016/2017 und 2017/2018 waren ebenfalls Ausschläge zu registrieren, die insgesamt einige Wochen länger anhielten. Auffällig ist hier, dass auch in der Saison 2016/2017 im Unterschied zu Deutschland relativ starke Abweichungen in Italien, Frankreich, Portugal und Spanien festzustellen waren. Leider sind auch hier nur Vergleiche bis zum Jahr 2016 möglich.

Die Vergleichbarkeit von Euromomo ist jedoch zeitlich stark eingeschränkt. Da starke Grippewellen oft auch Abstände von 4-12 Jahren haben, sind Vergleiche über einen längern Zeitraum durch die Einschränkung auf lediglich die letzten 4 Jahre nicht möglich. Am Beispiel von England (siehe unten) ist sichtbar, dass zwar bei Betrachtung der letzten 4 Jahre der Befund einer aussergewöhnlichen Übersterblichkeit in der Wintersaison festzustellen ist, würden hier allerdings auch die Zahlen von 1999/2000 dargestellt werden, wäre klar, dass es ähnliche Sterblichkeit in Zusammenhang mit Atemwegsinfekten auch schon früher gab.

 

 

 

Für Schweden, das im Frühjahr bekanntermaßen einen Weg ohne Maskenpflicht und Lockdown ging und deshalb großem internationalem Druck ausgesetzt war, liegen gute Daten zur monatlichen Sterblichkeit bis zum Jahr 1851 vor.

In der untenstehenden Grafik sind die monatlich registrierten Toten pro Millionen Einwohner von links im Jahr 1851 nach rechts im Jahr 2020 dargestellt. Sichtbar ist, dass im Verlauf die Höhe der Ausschläge der Sterblichkeit abnimmt, was mit Wohlstand und (medizinischem) Fortschritt erklärbar sein dürfte. 

Die Entwicklung verläuft in Wellen und im Abstand von 4-12 Jahren sind auch innerhalb dieser Wellen immer wieder Monate mit größeren Ausschlägen zu beobachten. Auf den ersten Blick erkennbar ist der aktuelle Peak (ganz rechts) mit insgesamt 10.458 Menschen, die allein im April 2020 in Schweden gestorben sind. Im deutschen Ärzteblatt aber auch in den schwedischen Medien wurde darüber berichtet und festgestellt, dass es sich um die höchste monatliche Zahl seit 1993 handelt. Im Dezember 1993 wurden in Schweden mit 11057 in der Tat mehr Tote in einem Monat registriert. Das ist zwar richtig, wenn allerdings diese Zahl an die Bevölkerungszahl Schwedens 1993 angepasst wird, also ins Verhältnis zur Bevölkerung (Tote pro Millionen Einwohner) zum jeweiligen Zeitpunkt gesetzt wird, stellt sich das Bild anders dar. Dann muss festgestellt werden, dass ähnliche monatliche Peaks in Schweden schon mehrmals in den letzten 20 Jahren aufgetreten sind. Die Situation im Dezember 1993 ist sogar deutlich dramatischer einzuschätzen. Aber auch im Januar 2000 z.B. lag die Todesrate in Schweden mit 11,1 pro Millionen Einwohner*innen deutlich höher, als im April 2020 mit einer Rate von 10,1 pro Millionen. Es sind genau diese fehlenden Vergleiche, die eine bedrohliche Stimmung erzeugen, von einer Katastrophe, die objektiv auch in Schweden nicht vorliegt. Die Meldungen in vielen deutschen Medien über die angeblich höchste "Todesrate" in Schweden ist schlicht und ergreifend falsch. Die Verwechslung einer absoluten Zahl von Toten mit der Todesrate, die sich auf die aktuelle Bevölkerungszahl bezieht,  ist bei Laien noch verständlich, bei Wissenschaftsjournalisten lässt sie allerdings mindestens Zweifel an deren Kompetenz aufkommen. Nicht nur in der Welt wurde dann völlig sinnentleert noch die Gesamtzahl der Toten von 1993 in Schweden genannt und von der größten "Todesrate seit der spanischen Grippe im Jahr 1918" geschrieben. Eine Erhöhung der Dosis an Fehlinformation ist immer möglich. Seine Wirkung entfalten deartige Meldungen, nicht nur im Boulevard,  sondern durch Weglassen der wichtigen Relationen auch im deutschen Ärzteblatt. Das alles sollte das Scheitern des schwedischen Umgangs mit der Infektionswelle dokumentieren. Den Ansprüchen an seriöse Berichterstattung und den Kodex zur Berichterstattung über Gesundheitsthemen wird dies leider nicht gerecht.

Monatliche Tote pro Millionen in Schweden von 1851 bis April 2020
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Die Situation in Deutschland ist für die letzte Wintersaison (1919/2020) eher mit einer leichten Grippewelle vergleichbar. Die folgenden Grafiken zeigen die täglichen Totenzahlen in unterschiedlichen Altersgruppen im Vergleich zu den Vorjahren in Deutschland. Die Behauptung, die Massnahmen seien verantwortlich für die niedrigeren Zahlen im Vergleich zum Beispiel mit Belgien (mit einem harten Lockdown), ist wissenschaftlich nicht haltbar. Wenn überhaupt deuten alle Zahlen bisher darauf hin, dass die Massnahmen nicht im Zusammenhang mit dem Rückgang der Totenzahlen stehen.

(Quelle der Grafik: Berechnung aus Daten des Statistischen Bundesamtes)

 

 

Wann der Tod Saison hat - Das ganz "normale" Massensterben (Wissen-Welt)

 

Normale Verhältnisse:

In Deutschland sterben pro Tag im Durchschnitt ca. 2.600 Menschen. Davon sind etwa 2.200 über 65 Jahre alt.

In Italien sterben pro Tag im Durchschnitt ca. 1.800 Menschen.

In den Wintermonaten sterben durchschnittlich pro Monat etwas mehr, was u.a. mit dem Auftreten von Infekten zu tun haben dürfte, die auf alte Menschen mit schweren  Vorerkrankungen treffen. Virale und bakterielle Infekte sind jedes Jahr eine wichtige Todesursache und gehören zum normalen Sterben im Alter. An manchen Tagen können deshalb durchaus auch bis zu fast 4000 Menschen sterben, was in untenstehendem Diagramm für Deutschland in den letzten 3 Jahren sichtbar wird.

 

 

Tote durch Atemwegserkrankungen / Was ist normal?

 

Laut Todesursachenstatistik des statistischen Bundesamts starben beispielsweise im Jahr 2017 in Deutschland insgesamt 68.408 an Krankheiten des Atmungssystems. Darin enthalten sind Menschen, die auch einen viralen Infekt der Atemwege hatten. Viele, die ebenfalls einen viralen Infekt der Atemwege hatten, sind in der Statistik nicht erfasst, da bei vielen alten Menschen von Mediziner*innen andere Ursachen z.B. deren Grunderkrankungen (Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs usw.) auf dem Leichenschein kodiert wurden. Eine Messung auf Viren bei Toten erfolgte in Deutschland im Normalfall nie.

 

520.000 Tote durch Luftverschmutzung in Europa pro Jahr

Die Luftverschmutzung in Europa hat nach Berechnungen der Europäischen Umweltagentur (EEA) im Jahr 2014 zum vorzeitigen Tod von mehr als 520.000 Menschen geführt – mehr als 80.000 davon in Deutschland. Rund 400.000 dieser Todesfälle in Europa und etwa 66.000 in Deutschland ließen sich auf die Belastung durch Feinstaub zurückführen. Stickoxide sind demnach für den Tod von knapp 13.000 Menschen in Deutschland verantwortlich.

 

 

Situation in Italien im März 2020- Apokalypse, "normale" Virusinfektion in Kombination mit Massenpanik oder regionale Besonderheit?

 

Auch für Italien gilt: Normalzustand sind in den Wintermonaten im Durchschnitt der letzten zehn Jahre ca. 1.800 - 1.900 Tote pro Tag

EuroMOMO  zeigt mit Beginn der 13. Woche einen deutlichen Anstieg der Übersterblichkeit bis zur Woche 14/2020, der den Anstieg in der Grippewelle 2016/17 sogar leicht übertrifft (siehe z-score im Ländervergleich). In der Saison 2016/2017 starben in Italien 24.981 Menschen an Grippe in relativ kurzem Zeitraum (ca.  von Ende Dezember 2016 bis Ende März 2017). Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder mit SarsCov2 gestorben sind, beträgt bisher 29.079 (Stand 05.05.2020). Dabei bleibt unklar, wieviele der gezählten Toten in ursächlichem Zusammenhang mit SarsCov2 stehen. Professor Ricciardi, Mitglied der WHO und Chefberater der italienischen Regierung, erklärt, dass nach einer Re-Evaluation durch das italienische Gesundheitsministerium nur bei 12% der bisher gezählten Toten ein direkter Zusammenhang mit dem Virus nachgewiesen werden konnte. Auch in Deutschland werden die Zahlen von vielen Expert*innen hinterfragt. In Hamburg wurden gegen die Empfehlung des RKI gezielt Obduktionen zur Feststellung der Todesursachen bei Covid-19 zugeordneten Toten durchgeführt. Während das RKI bisher von 14 Toten ausgeht, zählt die Hamburger Gesundheitsbehörde nur acht. Der renommierte Hamburger Rechtsmediziner Professor Klaus Püschel, der die Obduktionen durchführt, hält die Angst vor Corona für übertrieben.

 

Für eine realistische Einschätzung der Situation ist es also dringend notwendig, die Zahlen mit den Vorjahren zu vergleichen. Gibt es mehr Tote pro Tag in Italien, insbesondere in der Lombardei, als in den Vorjahren, insbesondere in der Grippesaison 2017/2018 bzw. 2016/2017?

 

Bilder und Sprache zum Umgang mit den Verstorbenen in Italien lösen verständlicherweise Entsetzen und tiefe Betroffenheit aus. Nur noch mit Hilfe der Armee und deren Lastwagen können die Leichen aus den Krankenhäusern abtransportiert werden, die Krematorien sind überlastet. Bilder und Videos von Soldaten, die in ABC-Schutzausrüstung als infektiös gekennzeichnete Särge verladen, lösen apokalyptische Assoziationen aus. Ein wichtiger Hintergrund sollte dabei nicht vergessen werden: Bestattungsunternehmen in Italien und anderswo weigern sich zunehmend, die als infiziert geltenden Leichen würdevoll zu bestatten. Dazu gehören die übliche Aufbahrung und die dafür notwendigen Prozeduren, die normalerweise Angehörigen einen würdigen Abschied ermöglichen sollen. Viele Friedhöfe in Italien sollen sich derzeit weigern, Erdbestattungen vorzunehmen, die italienischen Behörden sollen ein Verbot von Erdbestattungen für Covid-19 positiv getestete Leichen erlassen haben. So wäre zumindest gut erklärbar, dass selbst bei üblicher saisonaler Übersterblichkeit bei einer Konzentration von Toten in den Krankenhäusern ein Abtransport nur noch mit Hilfe der Armee zu bewerkstelligen ist. Auch Wartezeiten bei Krematorien in Zeiten saisonaler Übersterblichkeit müssen keine Besonderheit darstellen, bei plötzlicher Reduktion von Erdbestattungen wäre eine Verlängerung der Wartezeiten zusätzlich erklärbar. Ähnliche Berichte aus Italien gab es auch im Winter 2000 aus Italien. Auch hier berichtete beispielsweise die taz von katastrophalen Zuständen in Italien. Die Aufmerksamkeit für diese Epidemie war jedoch deutlich geringer.

 

 

Die Zustände in den Krankenhäusern in Norditalien und die entsprechenden medialen Bilder und Berichte könnten auch Ergebnis verschiedener zusammenfallender Faktoren sein:

 

- die bekannten Mangelzustände im Gesundheitssystem Italiens durch neoliberale Sparpolitik

- regionale Häufung von schweren Atemwegsgrunderkrankungen durch Luftverschmutzung

- Massenpanik, ausgelöst durch die Berichterstattung (staatliche Institutionen, Medien)

- Verbreitung von Viren in überlaufenen Notaufnahmen unter Risikopersonen

- eine Erkältungswelle, die ausgelöst durch SarsCov-2 stärker als in den Vorjahren ist

- regionales Auftreten noch anderer Viren in Kombination mit Covid19

- veränderte Wahrnehmung und Einordnung der Situation durch Ärzt*innen (Schockrisiko)

- veränderte Indikationskriterien zur Beatmung und medikamentösen Behandlung

- Schnellere Verbreitung bei vulnerablen Gruppen durch andere Familien- bzw. Wohnstrukturen

 

Eine vorläufige Zusammenfassung zu Italien ist am Ende dieses Absatzes zum Download verfügbar.

 

Die Berichterstattung und Panik vor dem Coronavirus hat auch in Italien zu einer massiven Überinanspruchnahme der Krankenhäuser durch Menschen mit lediglich Erkältungssymptomen geführt. Das alles bei einem schon im Normalzustand völlig überlasteten Gesundheitssystem dort. Ohne Zelte vor den Krankenhäusern wäre schon dieser Ansturm nicht zu bewältigen gewesen. Unter infektionsepidemiologischen Aspekten ist die Konzentration von Risikopersonen an einem Ort (Krankenhaus, Zelte usw.) höchst bedenklich und kontraproduktiv. Schon unter normalen Bedingungen sterben in Italien bis zu 11.000 Menschen jährlich an Keimen, die erst im Krankenhaus übertragen worden sind. Es muss angenommen werden, dass bei dem Ansturm von Menschen mit Erkältungssymptomen auf die Krankenhäuser der letzten Wochen auch einige Patient*innen dabei waren, die Coronaviren oder andere Keime auf Risikopersonen übertragen haben.

Überlastete Krankenhäuser mit kollabierenden Intensivstationen gab es auch in der Grippewelle 2018 in der Lombardei, über die aber nicht in internationalen Medien berichtet wurde. Auch Krankenhäuser mit ähnlich desolater Gesundheitsversorgung in Spanien und USA hatten in dne vorjahren regelmäßig chaotische Zustände während der Grippesaison zu verzeichnen.

Die Lombardei gehört zu den bevölkerungsreichsten Gebieten Italiens und mit einem hohen Anteil von Industrie auch zu den Gebieten mit der größten Luftverschmutzung in Europa. Nachweislich sind in derartigen Regionen Lungenerkrankungen überproportional vorhanden. Italien gehört zu den Ländern mit dem höchsten Altersdurchschnitt, also mit sehr vielen alten Menschen. 

 

Wahrnehmung der Profis vor Ort

Die Einschätzung von einem Teil der Virologen, dass SarsCov-2 als neuer Virus mit exponentiellem Wachstum eine besondere Gefahr darstelle, ist omnipräsent.
Dabei könnte sich dann auch die Wahrnehmung von medizinischen Profis ändern. Als Beispiel sei hier die Indikation zur Beatmung genannt. Intubiere ich einen hochbetagten Patienten mit über 80 Jahren und mehreren schweren Vorerkrankungen noch, oder ermögliche ich ihm ein würdevolles Sterben im Kreis seiner Angehörigen? Diese Entscheidung wird durch den Fokus auf einen Patienten, der Corona-positiv getestet wurde und deshalb als "akut krank" bezeichnet wird, beeinflusst. In dieser Perspektive, die nicht mit wissenschaftlicher Evidenz übereinstimmen muss, ist es verständlich, dass jetzt oft mit Isolation und Maximaltherapie reagiert wird. Es geht dann nur noch um eine Infektion, die überstanden werden muss, es geht um Leben oder Tod. Bei vielen Sterbenden würde in der gleichen Situation trotz Vorliegen von schweren Atemproblemen keine Indikation zur Beatmung gestellt. In den meisten Fällen handelt es sich hier um eine ethische Entscheidung, die ein würdevolles Sterben ermöglichen soll.
Eine invasive mechanische Beatmung unter Narkose stellt gerade für alte Menschen mit Vorerkrankungen eine große Belastung dar und muss immer genau abgewogen werden.
Eschreckend sind tatsächlich die Leitlinienempfehlungen zur frühzeitigen invasiven Beatmung, die keinen Vorteil gegenüber der Unterstützung mit Sauerstoffmasken bringt, sondern möglicherweise sogar das Leben der Patient*innen verkürzen könnte. Als Grund wird in der aktuellen Leitlinie angeführt, dass die Aerosolbildung bei der schonenderen Behandlung mit Sauerstoffmasken, die ohne Narkose/ Sedierung durchgeführt wird und die auch auf peripheren oder Palliativstationen angewendet werden könnte, zu höherer Infektionsgefahr für das medizinische Personal führen kann. Ob diese Empfehlung mit ethischen ärztlichen Werten in Übereinstimmung steht, ist fraglich.
 
Als Folge könnte jetzt eine anfänglich niederschwellige Indikation zur intensiven Behandlung und Beatmung schnell zu totaler Überlastung der Intensivstationen und der vorhandenen Beatmungskapazitäten führen. Dann muss die berichtete Triage (Priorisierung nach Überlebenschancen) einsetzen, mit allen ethischen Implikationen, über die ebenfalls mit großer Emotionalität berichtet wird, die aber in der Tat oft zum traurigen Normalzustand in auf wirtschaftliche Effizienz getrimmten Kliniken gehört.
 
 
Die letzten Tage ihres Lebens verbringen alte Menschen, die mit Erkältungssymptomen in ein Krankenhaus in  Italien eingeliefert wurden, aktuell wahrscheinlich sehr einsam. Umgeben von mehrfach vermummten Personal sterben sie ohne Besuche ihrer Angehörigen, die meisten Bestattungen finden ohne Beteiligung der Familie statt.

 

Bei der hohen Emotionalität der Bilder aus Italien ist es vielen nicht mehr möglich, andere Erklärungen als die einer besonders bedrohlichen Seuche überhaupt zu denken.

Die bisher vorliegenden belastbaren Zahlen könnten aber durchaus mehrere, systemische Ursachen haben. 800 Tote mit positivem Test auf Corona an einem Tag könnten auch einen Teil der "normalen" Sterblichkeit bzw. Übersterblichkeit unter besonderen regionalen, medialen und gesellschaftlichen Bedingungen darstellen. Durch regionale Gegebenheiten wäre in der aktuellen Situation auch eine Übersterblichkeit erklärbar, die weniger mit der katastrophalen Virulenz des Erregers als mit anderen Kofaktoren zusammenhängt.

Nach Angaben des italienischen Gesundheitsministeriums sind die Verstorbenen im Durchschnitt 81 Jahre alt, 50% litten mindestens unter drei schweren Vorerkrankungen, und wurden positiv auf Covid19 getestet. Die Tatsache, dass bei 800 von durchschnittlich 2.000 Toten am Tag (das entspräche der "normalen", saisonalen Tagessterblichkeit) Corona gemessen wurde, gäbe dann zwar Aufschluss über die Verbreitung des Virus, würde aber noch nicht unbedingt seine Ursächlichkeit belegen.

 

Unbestritten sind die Berichte von Ärzt*innen und Zeitungsmeldungen aus Italien, die in der Lombardei z.B. in der Region Nembro eine signifikante Übersterblichkeit teilweise um den Faktor 4 in Zusammenhang mit Covid19-Infektionen in den letzten Wochen festgestellt haben. Zur Einordnung müssten neben dem Auftreten eines neuen Coronavirus auch besondere Situationen in Betracht gezogen werden und Fragen geklärt werden. Sind auch Nebenwirkungen der Eindämmungsmassnahmen, Angst und Panik ein Faktor, könnten auch regionale, sytemische Ursachen zur stark erhöhten regionalen Übertsterblichkeit geführt haben? Eine Bestätigung der Zahlen, die regionalen Gegebenheiten und weitere Faktoren müssen eruiert werden, ein Vergleich mit ähnlichen regionalen Anstiegen während einer Infektionswelle in den Vorjahren wäre sinnvoll.

Diese Fragen können nur mit belastbaren, validen, epidemiologischen Daten geklärt werden.  

 

Eine Zusammenstellung von Quellen und weitere Detailinformationen stehen in untenstehendem Dokument zum Download zur Verfügung und befinden sich gerade in Überarbeitung und Aktualisierung.

Zahlen_Daten_Italien-0804.pdf
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Zahlen zur Grippe (Influenza)

 

Deutschland

Immer wieder wird berichtet, dass jährlich Tausende in Deutschland an saisonaler Grippe sterben. Doch woher kommen solche Zahlen? Auf den Totenscheinen ist Influenza kaum zu finden, da der Tod fast immer durch Komplikationen wie bakterielle Pneumonien verursacht wird. Verwendet wird daher ein mathematisches Modell. Darin gehen jahreszeitliche Schwankungen bei den Todeszahlen mit ein, ebenso Faktoren wie die Stärke der Influenza-Aktivität und deren Verlauf.

Das RKI wertet dabei die laborbestätigten Fälle und Todesfälle, die dem Institut über ein Netz von Sentinelpraxen gemeldet werden, aus (vergleichbar mit einer Stichprobe). Auf dieser Basis wird dann eine Exzessschätzung vorgenommen.

Verglichen wird dann die Zahl der Toten, wie sie ohne Influenza sein sollte, mit der tatsächlichen Zahl während einer Grippewelle. Die Differenz (Exzess-Mortalität oder Übersterblichkeit) wird der Influenza zugeschrieben.

Beispielsweise wurden dem RKI in der Grippesaison 2017/18 1.674 Todesfälle gemeldet - laut Schätzung des RKI sind demzufolge 25.100 Menschen zusätzlich an Grippe gestorben. Zum Verlgleich: bisher (Stand: 19.5.2020) wurden in Deutschland 8.0417 Tote mit positivem Abstrich von SarsCOV2 gezählt. Die Intensivstationen sind teilweise nur zu 50% ausgelastet, manche Regionen warten auf die prognostizierte Welle, manche vermuten wie bei einem Tsunami, wo sich die Welle  durch den anfänglichen Rückgang des Wassers ankündigt, dass die

Riesenwelle noch kommt, andere denken, die erste Welle sei vorbei, und die zweite sei im Anmarsch, einige denken, dass es bisher in Deutschland keine Welle gab und auch keine mehr geben wird). Die Übersterblichkeit in Deutschland ist in der Wintersaison 2019/20 unter dem Durchschnitt geblieben. Häufig gestellte Fragen und Antworten zur Grippe beantwortet das RKI auf seiner Webseite.

 

Die durch Influenza bedingte Letalität war innerhalb der vergangenen 15 Jahre mit mehr als 30.000 Toten in der Saison 1995/1996 am höchsten. 2002/2003 und 2004/2005 kam es zu etwa 15.000 zusätzlichen Todesfällen.

 

Die dadurch ausgelöste Erhöhung der wöchentlichen Gesamtmortalität ist in der graphischen Darstellung von EuroMOMO abzulesen. Andere virale Erkältungswellen, die eine sogenannte Übersterblichkeit (also Abweichung vom Durchschnitt) zur Folge hatten, sind dort auch beispielsweise in den Wintermonaten 2016/2017 zu erkennen.

 

Weltweit

Jedes Jahr sterben weltweit vermutlich zwischen 290.000 und 645.000 Menschen an Atemwegserkrankungen infolge einer Influenza-Infektion, so die Schätzung eines internationalen Forschernetzwerks unter Federführung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC.

Bis zum aktuellen Zeitpunkt werden laut Johns-Hopkins-Universität weltweit 318.857 Tote im Zusammenhang mit Covid-19 gezählt (19.05.2020).

 

 

 

Impfungen gegen saisonale Viren (Grippe) - zweifelhafter Schutz

 

Mediziner*innen bemühen sich weltweit, Impfstoffe zu entwickeln, um Krankheiten zu verhindern. Die Pharmaindustrie macht einen beträchtlichen Umsatz mit Impfstoffen. Die Wirksamkeit ist bei vielen Impfungen umstritten. Gerade bei Viren, die sich schnell verändern, sind Impfstoffe oft unwirksam. Manche hoffen jedoch, dass wenigstens eine Art Kreuzimmunität (Antikörper, die auch gegen leicht veränderte Viren teilweise wirksam sind) entsteht, die einen milderen Verlauf zur Folge hat. Die harten Daten sehen für Influenzawirkstoffe nicht gut aus. Gerade bei den über 65jährigen kann durch die Impfung bisher kaum Wirkung nachgewiesen werden. In einer Metaanalyse höchster wissenschaftlicher Qualität heißt es nach Auswertung von 31 Studien in Lancet:

"Influenza vaccines can provide moderate protection against virologically confirmed influenza, but such protection is greatly reduced or absent in some seasons. Evidence for protection in adults aged 65 years or older is lacking."

 

Leider ist davon auszugehen, dass bei einem Impfstoff gegen Coronaviren ähnliche Probleme auftreten werden. Ein Abwarten bis zur Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs unter Aufrechterhaltung der Kontaktverbote (Lockdown) mit allen bekannten drastischen Folgen scheint unter diesem Aspekt ein ziemlich zweifelhaftes Konzept zu sein.

 

Untenstehend eine Dokumentation des Umgangs des RKI mit Zahlen bezüglich der Grippeimpfung aus dem arznei-telegramm (Information für Ärzte und Apotheker - Neutral, unabhängig und anzeigenfrei):

Dokumentation unserer Homepage vom Februar/März 2020, mit damals aktuellen Beiträgen und Links:

 

 

Das Virus und sein Gefahrenpotential

vom Mainstream abweichende Einschätzungen aus medizinisch-epidemiologischer Perspektive

 

Prof. Sucharit Bhakdi forschte und lehrte bis 2012 am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Mainz. Das vorhergesagte Horrorszenario um Covid19 hält er für falsch. Die aktuellen Maßnahmen findet er grotesk, überbordend und gefährlich, gesellschaftlich vergleicht er sie mit einem kollektiven Selbstmord.

In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin vom 26.03.2020 stellt er Fragen zur Interpretation der Datenlage, die eine ausgewogene Analyse der Gefahrenlage erst ermöglichen könnten und plädiert für eine neue Strategie, die Risikogruppen effektiv schützen könne, „ohne das öffentliche Leben flächendeckend zu beschneiden und die Saat für eine noch intensivere Polarisierung der Gesellschaft [zu] säen.“

 

Der Immunologe und Toxikologe Prof. Dr. Stefan Hockertz erklärt in einem Radiobeitrag, dass er Covid19 nicht gefährlicher als Influenzaviren einschätze und hält die Maßnahmen für völlig überzogen und unverhältnismäßig. Die Bilder aus Italien und Spanien seien dem besonderen Blick auf ein ohnehin marodes Gesundheitssystem geschuldet. 

 

Nach der Einschätzung von Prof. Streeck, leitender Virologe der Uniklinik Bonn, könnte es sein, dass die Sterblichkeit nach Ende der Infektionswelle nicht höher als in den vergangenen Jahren liegen wird. Bei Stern TV sagt er: „Einige Experten zeichnen Horror-Szenarien, andere sehen es mit kühlem Kopf. Wäre uns das Virus nicht aufgefallen, hätte man vielleicht gesagt, wir haben dieses Jahr eine schwerere Grippewelle.“

 

Bei radio1 wurde die Virologin Frau Prof. Mölling interviewt, nicht ohne dass sich die Redaktion im Nachhinein zu einer Distanzierung genötigt fühlte. Mölling warnt auch bei Phönix vor Panikmache und hält die aktuellen Maßnahmen nicht für verhältnismäßig.

 

Der renommierte Gesundheitswissenschaftler Prof. Ioannidis von der Universität Stanford erklärt im US-amerikanischen Gesundheitsmagazin STAT, dass sowohl die Einschätzung zur Verbreitung des Virus, als auch die jetzt beschlossenen Gegenmaßnahmen nicht auf verlässlichen Daten und Evidenz fußen. Seiner Meinung nach haben wir uns mit dem Shutdown entschieden, von einer Klippe zu springen, ohne zu wissen, ob das eine rationale Handlung ist und ob wir sicher landen können.

 

Carsten Scheller, Professor für Virologie an der Universität Würzburg, unternimmt in einem Audio-Blogbeitrag eine grobe Einordnung des COVID19-Virus in Gegenüberstellung zur Influenza. Dabei zeigt er Parallelen in Erkrankungsbild, Übertragungswegen und Todesraten für Deutschland auf und verweist auf die gleichwohl so andersartige Wahrnehmung der schweren Influenzawelle von 2017/ 2018 durch die Medien, während derer innerhalb von rund acht Wochen 25.000 Menschen gestorben seien.

Die Szenarien, die nun den unmittelbar bevorstehenden Kollaps auch für deutsche Krankenhäuser vorhersagen, basierten auf einer unzuverlässigen und ungenauen Datenbasis. Er plädiert für Stichproben-Testungen, um zu verlässlichen Prognosen kommen zu können und verweist im übrigen auf Japan, das trotz mutmaßlich hoher Infektionsrate und ohne kompletten Lockdown des öffentlichen Lebens gleichwohl nicht zu einem hot spot der Epidemie geworden sei.

 

Professor Willich, Epidemiologe der Charité, warnt vor noch schärferen Maßnahmen. Es „gibt keinen Grund, das ganze Land in häusliche Quarantäne zu schicken“.

 

Das EbM-Netzwerk stellt in einer aktuellen Stellungnahme fest:  Es gibt insgesamt noch sehr wenig belastbare Evidenz – weder zu COVID-19 selbst, noch zur Effektivität der derzeit ergriffenen Maßnahmen.

 

Die Notwendigkeit von Vergleichen mahnt Prof. Margit Osterloh an. Die Medien sollten die beinahe stündlichen neuen Corona-Meldungen nicht ohne entsprechende Vergleiche mit den Todesfällen bei früheren Epidemien veröffentlichen. Nur so sei eine realistische Risikoeinschätzung möglich.

 

Das Hantieren mit falschen statistischen Zahlen und Größen kritisiert der Statistikprofessor Gerd Bosbach. Manchen Wissenschaftlern würde er gerne Kamera bzw. Mikrofon entziehen. 

 

Eine abweichende Meinung zur prognostizierten Gefahr vertritt auch der SPD-Gesundheitspolitiker und ehemalige Amtsarzt Wolfgang Wodarg*. Auf seiner Homepage bemüht er sich, epidemiologische Zusammenhänge zu erklären und einzuordnen.

 

* Wolfgang Wodarg wird derzeit in einigen sozialen Medien als Verschwörungstheoretiker diffamiert und verleumdet. Der Vorwurf lautet, er habe auch Medien, die Verschwörungstheorien verbreiten bzw. Kontakte zu Rechten haben, Interviews gegeben, bzw. werde von diesen zitiert. Wir kennen Wolgang Wodarg als progressiven Sozialdemokraten, der als Humanist und Arzt frei von wirtschaftlichen Interessenkonflikten mit nüchternen Analysen und Untersuchungen versucht, ethisch und aufklärerisch die Interessen von Patient*ìnnen zu vertreten. Seine Entscheidung, auch umstrittenen Medien Interviews zu geben, kann kritisiert werden, ihm deshalb eine Nähe zu rechten Verschwörungstheoretikern zu unterstellen ist abwegig.

Derzeit läuft eine Kampagne unter Beteiligung von Leitmedien wie Tagesspiegel, Welt und Spiegel, die versucht, mit allen Mitteln Wodarg zu diskreditieren. Sämtliche "Faktenchecks" dieser Medien bestätigen die grundsätzliche Richtigkeit seiner Feststellungen, unterstellen ihm dann aber zusätzlich andere Aussagen und führen dagegen durchweg lediglich Annahmen an, die zur Diskussion vielleicht taugen, zur Widerlegung wahrlich nicht. Der Konjunktiv, also die Möglichkeitsform, ist bei der Gegenargumentation in der Regel der durchgehende Modus. 

 

In Europa wählt Schweden wissenschaftlich begründet einen anderen Weg und setzt auf den Schutz der Risikopersonen, während das gesellschaftliche Leben normal weitergeht. Die Strategie hat genauswenig Evidenz wie der Lockdown, verhindert aber mit Sicherheit die tödlichen Folgen der sozialen Isolation. Bis zum heutigen Tag (26.04.) bleibt Schweden bei seiner Strategie ohne Lockdown und könnte recht behalten.

 

Der Virus und sein Gefahrenpotential - akute und längerfristige Auswirkungen der Angst und der verfügten Eindämmungsmaßnahmen 

 

Derzeit scheint der allgemeine, buchstäblich weltweite Ausnahmezustand eine gemeinhin akzeptierte „Notwendigkeit“. Mit ebenso erstaunlicher wie erschreckender Schnelligkeit werden Maßnahmen, die massiv die Freiheitsrechte beschneiden, von der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung nicht nur hingenommen, sondern ostentativ bejaht. Differenzierung der wahrgenommenen und vermittelten Sachverhalte, Hinterfragen der Maßnahmen müssen, wie es scheint, hinter der drängenden Notwendigkeit, schnell und entschlossen eine übergroß wahrgenommene, tödliche Gefahr abzuwehren, zurückstehen.

Die Debatte um die „Angst vor der Angst“ und die verheerenden Folgen, die die von Angst getriebenen Eindämmungsmaßnahmen kurz-und längerfristig hervorrufen werden, wird noch von geringer medialer Aufmerksamkeit begleitet. Allerdings mehren sich die Stimmen, die nicht nur unter wirtschaftlicher Prämisse auf die Opfer der Maßnahmen hinweisen, die anders als die an bzw. mit COVID19 Gestorbenen keiner Wahrnehmung und Zählung unterliegen.

 

Alternativen zum Shutdown werden unter namhaften Epidemiologen vorwiegend intern diskutiert, in der Öffentlichkeit taucht davon allerdings wenig auf. Eher stellen hier Ökonomen grundsätzliche Überlegungen an, die meist in Wirtschaftsmedien nachzulesen sind.

Prof. Knut Wittkowski ist ein renommierter Infektionsepidemiologe, der in seiner  neuesten Arbeit am Beispiel SARS-CoV-2 zeigt, wie durch die Atemluft übertragene Viren sich schnell weltweit verbreiten und wie sie besonders bei Kindern, Jugendlichen und deren Eltern innerhalb von wenigen Wochen eine natürliche "Herdenimmunität" erzeugen. Er hält die Maßnahmen des allgemeinen "social distancing" für völlig falsch und sogar schädlich.

 

Der Risikoforscher Prof. Grigenzer denkt, dass wir uns mit dem Coronavirus ziemlich sicher vor dem Falschen fürchten. Er fragt sich, warum wir aus der falschen Panik vor der Schweinegrippe nichts gelernt hätten.

 

Die Kontaktverbote werden katastrophale Konsequenzen für Menschen mit psychischen Problemen, für Pflegebedürftige, für Betroffene von häuslicher Gewalt haben. Für eine mögliche Rettung vor dem Tod durch Covid-19 werden diese sicheren Folgen ohne Diskussion hingenommen. 

 

Ein Beitrag im ZDF-heute journal vom 29.03.2020 fragt nach den möglichen Folgen der Eindämmungsmaßnahmen für die Menschen und lässt dabei Wissenschaftler wie den Epidemiologen und Leiter des Zentrums für Infektionsforschung am Helmholtz Zentrum, Professor Gérard Krause, zu Wort kommen, der u.a. auf den Zusammenhang von wirtschaftlichen Folgen und gesundheitliche Schäden hinweist, die in ihrem Ausmaß „größer sein [könnten] (...) als das Ausmaß der Pandemie selbst.“

 

Die Medizinethikerin und Vorsitzende des Europäischen Ethikrats, Prof. Christiane Woopen, die die Eindämmungsmaßnahmen im Grundsatz bejaht, plädiert in einem Interview im Deutschlandfunk gleichwohl für eine frühzeitige Planung des Ausstiegs aus dem Lockdown und fragt, „was diese wirtschaftliche Krise mit den Menschen macht. Was bringt die Arbeitslosigkeit? Wie viele psychische Erkrankungen fördert das? Inwiefern führen auch diese Shutdown-Maßnahmen, also Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen möglicherweise zu häuslicher Gewalt, zu Kindesmissbrauch?“

 

In einem Beitrag in der  Wochenzeitung "der Freitag" wird die Studienlage zur Wirksamkeit von Lockdown und "social distancing" untersucht. Der Autor stellt fest: "Die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit von „social distancing“-Maßnahmen ist nach etwa zwei Jahrzehnten Forschung immer noch schwach. Studien und Vergleiche, die in der gegenwärtigen Corona-Krise angestellt wurden, liefern keine Belege für eine solche Wirksamkeit. In dieser Situation stellt sich die Frage, warum man bei gesellschaftlichen Experimenten mit drastischen „social distancing“-Ansätzen schwere wirtschaftliche und soziale Schäden in Kauf nimmt."

 

<< ... weil auch Wissenschaftler gegen den Irrtum nicht gefeit sind, haben sie den Zweifel zum Prinzip erklärt. Erst dieser macht – so paradox das erscheinen mag – Wissenschaft zum verlässlichsten System der Weltbeschreibung. … Versuch und Irrtum, fragen, hinsehen, noch einmal fragen, wieder hinsehen, dieses Prinzip ist besonders dann existenziell, wenn Wissenschaftler wenig wissen. … Der aus den Zweifeln entstehende Streit – Ist die Methode angemessen? Sind die Daten verlässlich? Wie sind sie zu interpretieren? - ist dabei nicht Schwäche, sondern Stärke des Systems. >> Andreas Sentker in der ZEIT, 26.03.2020, S.3.